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Dienstag, 15. Februar 2011

Das Lateinbuch

Da laut Blogstatistik ein gewisses Interesse am zweiten Albert besteht, teile ich mit Euch nun noch eine Story zu seinem Wirken. Allerdings müssen wir jetzt erstmal gute achteinhalb Jahrzehnte vorspulen.

Wir schreiben den Vorabend meines mündlichen Französisch Abiturs. Der Großvater kommt vorbei, um Mut zuzusprechen. Ich habe nicht das Gefühl, dies zu brauchen, denn clevererweise habe ich mir Lafontaines Fabeln als Hauptwerk ausgesucht. Nicht etwa, weil ich mich in irgendeiner Weise damit identifizieren könnte. Nein. Da es sich ja um Gedichte handelt, muss man zur Vorbereitung nicht das ganze Buch lesen. Also eigentlich überhaupt nichts davon lesen. Sondern – so zumindest der Plan – wirft man während der Prüfung schnell einen Blick drauf und sagt dann irgendwas Sozialkritisches dazu.

"Jaja", sinniert der Großvater, "als ich noch jung war"... Here we go again. Es folgt die Geschichte, dass der hilfsbereite Großvater einem schwächeren Kameraden kurz vor dem mündlichen Lateinabitur nochmals unter die Arme greifen wollte. "Weißt Du was", sagte er zum Kameraden, "wir lassen jetzt einfach das Buch auf den Boden fallen. Die Seite, auf der es sich öffnet, übersetzen wir noch einmal gemeinsam." Das Buch fiel. Es öffnete sich bei einer Rede Ciceros. Man übersetze gemeinsam. Der Großvater unterstützte bei den schwierigen Vokabeln und trickreichen Satzstellungen. "Und dann, liebe Enkelin", fuhr der Großvater fort, "stand der Kamerad vor der Prüfungskommission. Und stell Dir vor, man bat ihn, ebendiesen Cicero-Text zu übersetzten, den wir Minuten vorher zusammen geübt hatten. Und so bestand der Wackelkandidat sein Abitur". Des Großvaters Augen glänzten und er ließ sich den Moment des Triumphes noch mal auf der Zunge zergehenen. Ich hingegen war beeindruckt. Zufälle gab’s!

Aus Uebermut warf ich mein Lafontaine Reclambändchen in die Luft. Es landete auf Seite 93. Ich warf einen kurzen Blick darauf. Irgendwas über einen Löwen, total unverständlich geschrieben. Nicht weiter beunruhigt klappte ich das Buch wieder zu. Die Chancen, dass dieser Text bei der morgigen Französischprüfung auftauchen würde, standen bei ungefähr 1 zu 100. Wieso also unnötig aufregen?

Ja Freunde, ihr ahnt es. Am nächsten Tag lagen im Prüfungsraum zwei Texte. Einer davon war die Löwenfabel auf Seite 93.


                             Quelle: Fabelnundanderes.at


Fortsetzung folgt.

4 Kommentare:

  1. Die? http://www.zeno.org/Literatur/M/La+Fontaine,+Jean+de/Versfabeln/Fabeln/Der+Löwe

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  2. no way...das is ja uuunglaublich. obwohl- ich hab für mein geschichte-abi damals nur zwei themen von gefühlten hundert gelernt. und es kamen genau die beiden dran... mehr geschichten vom opa. die gefallen mir!

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  3. Ich hab mich im Studium mit Fabeln auseinandersetzen müssen... glaube am Gymnasium sind sie an mir vorbeigegangen. Hasse das Zeug. Mag außer Benjamin Blümchen keine sprechenden Viecher ;)

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