Familie Silber
fährt auf Urlaub. Ins H.otel Rybeck, an den Strand. Wie im pre-Internet
Zeitalter üblich, hat Mutti das H.otel anhand eines 2x3cm Bildchens aus dem
Katalog ausgewählt. Auf der Autobahn lobt sie das H.otel in den höchsten Tönen. "Noch
nicht mal teuer!", schiebt sie begeistert nach.
Auf der
Ueberholspur malen wir uns die tollsten Dinge aus. Dampfsauna! Butler-Service! Lachsbrötchen
und Kaviar! Schließlich handelt es sich um eine "Sowas-Schönes-haben-Sie-noch-nie-gesehen!" Empfehlung des Reisebüros.
Kurz vor
Sonnenuntergang stoppt Vati vor einem unscheinbaren Zwei-Sterne-Etablissement
im Industriegebiet. Die orangefarbene Leuchtschrift auf dem H.oteldach verheißt
nichts Gutes. Wir sind angekommen. Im H.otel Rybeck. Etwas verhalten
hievt Vati achtzig Kilo Gepäck aus dem Kofferraum. Ein Portier ist nicht in
Sicht.
Zögernd betreten wir die gebuchten Zimmer. In den Bädern aus den siebziger
Jahren liegt eine unübersehbare Staubschicht. Zum Frühstück gibt es Pappbrötchen und O-Saft. Um Wurst und
Plastikkäse machen wir einen großen Bogen. Wir fühlen uns alle unwohl. Wollen nur
noch weg. Nicht nach Hause, sondern irgendwohin, wo’s schön ist. Gut riecht.
Man uns herzlich willkommen heißt. Wir leiden, wie wir später lachend sagen
werden, zum ersten Mal an Rybeck-Syndrom.
Inspiriert zu
dieser Anekdote hat mich übrigens Sandra von Wortkonfetti. Sie möchte wissen,
welches unsere Lieblingswörter sind. Mein Lieblingswort ist das erfundene
Rybeck-Syndrom. Es beschreibt dieses spezifische Gefühl des Unwohlseins in der Fremde, das nichts mit Heimweh zu tun hat. Leider gibt es dafür keine deutsche Bezeichnung.
(Vielleicht
interessiert es Euch, wie die Geschichte ausging. Nach einer kurzen Nacht
siedelte die Familie in ein hübsches Strandhotel um und genoss den Urlaub in
vollen Zügen. Ueber die Episode lachen wir noch heute.)
Hehe, großartig. ;D
AntwortenLöschenSowohl Posting, als auch das Wort.
LG
Klasse Anekdote :)
AntwortenLöschenCoole Geschichte und ne tolle Idee.
AntwortenLöschenDa mache ich auch mit!
Danke für die Inspiration :-)
Liebe Grüße
wuerde mich nicht wundern wenn das Wort nun auch bald in meinem Wortschatz landet :-) Das Gefuehl des "Unwohlseins" in der Fremde kenne ich auch sehr gut...bei uns laeuft das immer unter "Schwermut".
AntwortenLöschensuper witzig geschrieben :D
AntwortenLöschenfreut mich, dass ihr dann doch noch ein schönes hotel gefunden habt :)
lg
svetlana
Danke für den Lacher am Abend. :-D
AntwortenLöschenWie immer wunderbar erzählt! Herzlichen Dank dafür.
AntwortenLöschenIch glaube, ich leide generell an diesem Syndrom, da ich mich in Hotels (unabhängig von Preisklasse und Ausstattung) in der Regel immer fremd und unwohl fühle ...
Danke Dir, dass ich nun meinem Syndrom einen Namen geben kann!
LG, Rena
http://dressedwithsoul.blogspot.de/
Das Gefühl hatte ich im letzten Jahr.
AntwortenLöschenDa mussten wir durch. Ich gehe jetzt nicht näher darauf ein.
LG Sabine
schönes wort mit schöner geschichte!
AntwortenLöschenHihi, das Gefühl, kenn ich auch! Ich hatte es zum ersten Mal in Spanien, ich war so verzweifelt vom Steinstrand, dass ich mir zum Geburtstag gewünscht habe, heute mal bitte nicht zum Strand gehen zu müssen...
AntwortenLöschenAllerliebste Grüße,
Zoe